Die Herstellung von Seife blickt auf eine Jahrtausende alte Tradition zurück. Bereits vor 4500 Jahren stellten die Sumerer am Delta von Euphrat und Tigris Seife aus Asche und tierischen Fetten her. Diese Seife diente vor allem der Heilung von Verletzungen und gilt als die älteste bekannte Aufzeichnung einer chemischen Reaktion.
Hygiene war jedoch nicht immer selbstverständlich. Erst im 19. Jahrhundert änderte sich das Bewusstsein dafür. Der deutsche Chemiker Justus von Liebig bezeichnete Seife als einen Indikator für den Wohlstand und die Kultur eines Landes.
„Der Gebrauch von Seife hängt nicht von der Mode ab, sondern von dem Gefühl des Schönen, des Wohlseins, der Behaglichkeit, welches aus der Reinlichkeit entspringt. Wo dieser Sinn berücksichtigt und genährt wird, da ist Wohlstand und Kultur zugleich.“
– Justus von Liebig (1803–1873)
Mit dem Aufkommen von Flüssigseifen geriet das klassische Seifenstück für viele Jahre in Vergessenheit. Seifenschalen und handgemachte Seifenstücke verschwanden fast vollständig aus den Haushalten, und die Massenproduktion von Flüssigseifen und Duschgels in Plastikflaschen übernahm die Badezimmer.
Doch inzwischen erlebt das Seifenstück ein Comeback. Unsere sanft gerührte Naturseife wird nach einem traditionellen Wiener Rezept hergestellt, das auf der relativ „neuen“ Methode des Kaltrührens basiert. Diese Technik, erstmals 1895 im „Brockhauslexikon“ erwähnt, wurde über die Jahre stetig verfeinert.
Ein wahrer Meister dieser Verfeinerung war Friedrich Weiss, der Gründer der „Stadlauer kaltgerührten Kokosölseife“. Er erkannte, dass Leidenschaft und Engagement nicht ausreichen, um mit großen Konzernen zu konkurrieren, und setzte stattdessen auf höchste Qualität, Feinheit und einzigartige Düfte.
Nach seinem unerwarteten Tod im Frühjahr 2006 drohte diese Tradition zu verblassen. Doch Sonja Baldauf übernahm das Erbe und gründete die StoBa Seifenmanufaktur, die heute als Wiener Seife GmbH weitergeführt wird.
„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern das Weiterreichen der Flamme.“
– Jean Jaurès (1859–1914)
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